
Mit öffentlichem Druck und der Achimer CDU vorweg versucht man Einfluss auf eine Ratsentscheidung zu Gunsten der W&S Strategie zu nehmen.
"Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder abgewogen, ob die Errichtung der Märkte am Lahof und in Bierden der Versorgung dienen oder vorhandene Versorgungsstrukturen gefährden", heißt es aus den Fraktionen. Immerhin gab es beim Bau des Edeka-Marktes in Baden Klagen aus der Gemeinde Langwedel, und auch der Markt in Bierden mit 2100 qm führte zu Befürchtungen in Uphusen, ob der Nettomarkt weiterhin überlebensfähig sei. Bislang, so scheint es, ist die Versorgung weiterhin gesichert und keiner der Märkte hat seinen Betrieb eingestellt.
Diese flächendeckende Versorgung in allen Ortsteilen und besonders die Marktpassage würde mit Sicherheit durch die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes mit ca. 4000 qm Fläche gefährdet. Um solchen Fehlentwicklungen nicht nur innerhalb Achims sondern auch in den Nachbarkommunen entgegenzutreten, hat Achim gemeinsam mit den anderen Kommunen des Kommunalverbundes im Jahr 2013 das regionale Zentren- und Einzelhandelskonzept unterzeichnet. Darin legen die Kommunen die Flächen fest, die künftig gezielt zur Stärkung der örtlichen Zentren entwickelt werden sollen.
Dieser Bereich umfasst für Achim den Kernbereich der Innenstadt rund um die Fußgängerzone und wird ergänzt um Ergänzungs- und Entwicklungsbereiche, von denen jedoch keiner das Liekengelände betrifft.
Dieser Sachverhalt wurde der Fa. W&S mehrfach vorgetragen, jedoch von der Firma nachhaltig ignoriert.
Neben diesem formellen Sachverhalt stellen Ratsvertreter fest, dass sich nach der Zusage der Kreissparkasse zur Entwicklung des Scherfschen Geländes am Kreisel Potenziale für künftige Entwicklungen rund um das Rathaus, im alten KSK-Gebäude, in der alten Bücherei und auch an der Ecke Obernstraße / Brückenstraße ergeben. Diese Potenziale entwickeln sich jedoch nur, wenn die Gespräche nicht durch Aussenstehende torpediert werden. Allein das Gerücht, bei Lieken könne dies oder jenes entstehen, mindert jede Ansiedlungschance in der Innenstadt.
Der von W&S versprochene Synergieeffekt für die Innenstadt ist durch nichts belegt und dient genauso dem Stammtisch wie der Vorschlag, wieder Fahrzeugverkehre in der Obernstraße zwischen Kreisel und Amtsgericht zuzulassen.
In dem von der SPD und den Grünen im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr mehrheitlich zur Beschlussfassung empfohlenen Antrag wird zudem auf den letztjährigen Beratungs- und Beteiligungsprozess zur Innenstadtentwicklung hingewiesen. Dieser Prozess verkommt zur Farce, wenn jetzt die Liekenpläne von W&S verfolgt werden
Mit den daraus abgeleiteten Einzelvorhaben Nachnutzung des Grundstücks Scherf am Kreisel, neues Leben im Gebäude der alten Bibliothek, Umnutzung des jetzigen KSK-Gebäudes und Investitionsvorhaben für den Gebäudekomplex Nientkewitz/Hustedt haben wir aktuell konkrete Planungen im Sinne dieses Ratskonzeptes, die nun zielführend umgesetzt werden sollen.
Ausgerechnet in dieser hoffnungsvollen Situation konkurrierende Veränderungen mit großflächigem Einzelhandel auf dieser Lieken-Fläche am Rand der Innenstadt vorzunehmen, steht in krassem Widerspruch zur bisherigen, i.d.R. einstimmigen Ratspolitik der letzten Monate.
Die Behauptung, ohne die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes bei Lieken wären andere Geschäfte oder Fachmärkte mit sog. "nicht-zentrenrelevanten Angeboten" auf diesem Gelände nicht überlebensfähig, ist eine Behauptung der Fa. W&S. Ob sie zutrifft, sollte von unabhängigen Sachkundigen überprüft werden.
Aus Sicht der Ratsmehrheit ist es eine überaus lohnenswerte Herausforderung für die Stadtplanung, auf dem Lieken-Gelände zu beweisen, dass ein verträgliches Miteinander von Wohnen, Gewerbe und Dienstleistungen auf kleinerem Raum beim (notwendigen) Neuaufbau gelingen kann, einschließlich weiterer Chancen für die Verbesserung der Bahnhofsanbindung durch Ausbau des P&R Bereichs und zusätzlicher Busanbindungen.
In anderen Städten gibt es gute Beispiele für die Nutzung und Umgestaltung von Industriebrachen, die auch für Achim attraktiv sein können. Dafür sind allerdings andere Investoren nötig. Beim Scherfschen Grundstück war es richtig, lange geduldig auf ein passendes Konzept hinzuweisen und nicht den Versprechungen der Investoren dort zu folgen.