„Gut, dass wir dieses Fernwärmenetz in Achim haben“, so hieß es aus der Ratsgruppe SPD nach einem Besuch des Stadtwerke-Vorstands Sven Feht während der letzten Sitzung vor den Ferien. Zuvor hatten Vertreter der Gruppe das Blockheizkraftwerk an der Friedrichstraße besucht. Eindrucksvoll erläuterten Sven Feht und Christian Müller die technischen Anlagen.

Das Blockheizkraftwerk läuft seit dem Beginn der 80er Jahre zugleich zur Wärme- und Stromproduktion. Vormals diente es als reines Öl-Heizkraftwerk zur Versorgung des damaligen NWDS Gebietes rund um die Friedrichstraße mit Fernwärme. Zwei mit Gas betriebene Motoren mit einer Leistung von 2 Megawatt produzieren bei jeweils 6.500 jährlichen Betriebsstunden mit einem Wirkungsgrad von 90 %, wovon 41 % für die Generierung von Strom und 49 % für die Gewinnung von Wärme genutzt werden, über 14 Mio. kWh Wärme und ca. 12 Mio. kWh Strom. Nachdem zum Jahresende noch eine Revision der Motoren ansteht, ist die Anlage auf dem neuesten technischen Stand. Sollte der Winter kälter ausfallen, stehen zur zusätzlichen Wärmeversorgung zwei Spitzenlast-Brennwertkessel mit je 5 MW zur Verfügung. Im Jahr 2022 wurden im BHKW insgesamt 19,3 Mio. kWh Wärme produziert. Die Betriebssicherheit der Wärmeversorgung steht im Vordergrund. „Alle Maschinen sind redundant ausgelegt, d.h. fällt eine aus, steht eine weitere bereit, um den Betrieb zu gewährleisten“, so Feht.
Eine Umstellung auf einen Betrieb mit Wasserstoff ist zurzeit noch nicht möglich. Die Verfügbarkeit der dazu notwendigen Mengen, der Transport und damit auch der hohe Preis sind die Kriterien. „Die Motoren und Kessel wären Wasserstoff-ready“, so Christian Müller.
Von entscheidender Bedeutung für die Chancen der Energiewende für die Achimer Bürger ist vor allem das vorhandene Fernwärmnetz. Einstmals eher für die Wärmeversorgung im Bereich Hassel vorgesehen versorgt es inzwischen weite Bereiche des Siedlungsbereiches nördlich der Bahn. Zugleich profitieren das Schulzentrum, das Rathaus, das Gamma und im Sommer vor allem das Freibad von der Wärmeproduktion. Für das in der Entstehung befindliche Lieken-Quartier wird es eine ausschließliche Wärmeversorgung über dieses Netz geben. Doch der weitere Ausbau in Verbindung mit dem BHKW hat seine Grenzen: Aufgrund der vorhandenen Leistung und den eingeschränkten Möglichkeiten aufgrund der Steuer-Förderkulisse kann man die Einspeiseleistung nicht beliebig erhöhen.
Die Nachfrage weiterer Hausanschlüsse ist insbesondere aufgrund der aktuellen Verunsicherung durch die Pläne der Bundesregierung hoch und der nahe liegende Bereich der Vogelsiedlung hat das Privileg, ein „energetisches Sanierungsgebiet“ zu sein. In diesem Quartier steht für viele Hausbesitzer die Frage an, wie sie künftig ihre Wärmeversorgung sichern können.
„Wir sind dran, auch hierfür technische Lösungen zu entwickeln“, so Sven Feht. Allerdings weist er darauf hin, dass die vorhandenen Gasleitungen, die zumeist aus PE-Rohren bestehen, weder für den Transport der Fernwärme noch für den Wasserstoff tauglich sind. „Für einen Meter Fernwärmeleitung muss man etwa das fünffache des Preises einer Gasleitung rechnen“ sagt der Stadtwerke-Chef. Allein aus den Möglichkeiten des Unternehmens lassen sich solche Investitionen nicht stemmen. Hier wäre eine Absicherung mit Unterstützung des Landes hilfreich. Feht verweist dabei auf eine Entscheidung aus Schleswig-Holstein. Dort hat die Landesregierung die lokalen Energieversorger mit einer Landesbürgschaft von 2 Milliarden Euro abgesichert.